Geld ist in Partnerschaft und Familie häufig ein schwieriges Thema, das gern umschifft wird. Oft enden Gespräche über Geld in Streit. Warum das so ist und wie man konstruktiv über Geld in der Beziehung und in der Familie sprechen kann, erklärt unsere Vortragsreferentin, Frau Dr. Birgit Happel, in einem Kurzinterview.
Geld und Haushalt: Warum wird in Familien überhaupt so oft über Geld gestritten?
Dr. Happel: Es geht ja beim Geld immer um unsere Werte. Die werden im Sozialisationsprozess tief verankert und oft nicht explizit hinterfragt. Meist dauert es eine Weile, bis wir dahinterkommen, was genau uns eigentlich am Verhalten des Partners in Bezug auf Finanzdinge so ärgert. Wenn zwei einen völlig unterschiedlichen Geldstil haben, kann es zu heftigen Diskussionen kommen – bis man verstanden hat, was der dahinter liegende Sinn des Verhaltens ist.
Außerdem stehen beim Geld Abhängigkeiten und Machtgefälle in Partnerschaften im Raum. Und natürlich gibt es in Familien auch Existenzsorgen und kritische Lebensereignisse, die Stress und Streit auslösen können.
Geld und Haushalt: Ist das offene Reden über Geld ein Generationen-Thema?
Dr. Happel: Ich würde eher sagen, es ist ein Thema der Geldkulturen. In manchen Ländern wird seit Langem offen über Geld gesprochen, bei uns wird es gerade erst leichter, findet mehr Sensibilisierung statt und die Tabuisierung weicht nach und nach auf. Gut so! Insofern wächst die jüngere Generation natürlich unbefangener auf und hat weniger Berührungsängste.
Geld und Haushalt: Wie können Partner konstruktiv über Geld sprechen, wenn beide sehr unterschiedliche Geldtypen sind?
Dr. Happel: Mit viel Humor! Sehr hilfreich ist es, den „Gewinn“ des Gegenpols zu erkennen – also etwas, das ich selbst anders mache, aber mir auch einen Vorteil bringen könnte. Denn immer nur sparsam zu sein, macht keinen Spaß und nie aufs Geld zu achten, bringt langfristig Nachteile. Außerdem entlastet es, das Verhalten der Partnerin oder des Partners aus dem jeweils anderen Blickwinkel zu sehen.
Geld und Haushalt: Wie lässt sich ein finanzielles Ungleichgewicht in der Partnerschaft ausgleichen?
Am besten ist es, frühzeitig daran zu arbeiten, sich ein eigenes und ausreichendes Finanzpolster aufzubauen.
Dr. Happel: Das schafft Autonomie, die sich auch positiv auf das Machtverhältnis in der Partnerschaft auswirkt und Rückhalt gibt. Ganz wichtig ist natürlich eine partnerschaftliche Rollenverteilung, damit beide Partner die Chance haben, ihre Erwerbsbiografien voranzubringen. Und inzwischen handeln Paare mehr und mehr einen finanziellen Ausgleich für Familienzeiten aus.
Geld und Haushalt: Welche Empfehlung haben Sie, um im Alltag das eigene „Geldverhalten“ zu ändern, weil es nicht zum Einkommen passt?
Dr. Happel: Das geht am besten in kleinen Schritten, mit viel Mut zur Selbsteinsicht und wohlwollendem Blick auf sich selbst. Ich muss verstehen, welchen Sinn das bestimmte Verhalten für mich hat und dann neue Verhaltensweisen lernen und einüben. Wenn ich z. B. viele Statussymbole brauche, um meinen Selbstwert zu stärken und mir eigentlich das „nötige Kleingeld“ dazu fehlt, kann ich an meinem Selbstbild arbeiten.
Und natürlich helfen eine ordentliche Budgetplanung und das konsequente Hinschauen auf die Einnahmen und Ausgaben.
Am wichtigsten ist aber zunächst das Eingeständnis, dass ich mich auf die Dauer selbst schädige, wenn ich stets über meine Verhältnisse lebe.
Geld und Haushalt: Welches Sprichwort über Geld finden Sie besonders treffend und warum?
Dr. Happel: Oh, da kann ich mich schlecht festlegen. „Geld allein macht nicht glücklich, aber es ist besser, in einem Taxi zu weinen als in der Straßenbahn“ von Marcel Reich-Ranicki gefällt mir gut. Das Leben liefert ja immer mal Breitseiten, da hilft es, diese so angenehm wie möglich zu umschiffen. Ich habe auch ein Lieblingszitat aus meiner Dissertation:
„Der Umgang mit Geld ist Co-Autor der Lebensgeschichte.“
Hier ist ausdrücklich nicht das Geld gemeint, das einer Person in jungen Jahren als Ausgangsbasis zur Verfügung steht, sondern die Einstellungen zum Geld und der Umgang damit. Übersetzt bedeutet das: Wer weniger privilegiert ist, muss sich seine Privilegien selbst erschaffen. Dazu braucht es Mut, Willenskraft, Leistungsbereitschaft und Durchhaltevermögen.