Die Umbruchphase vom Erwerbsleben in den Ruhestand ist auch mit emotionalen, finanziellen und organisatorischen Herausforderungen verbunden. Der folgende Erfahrungsbericht gibt einen Einblick und ist bereits im Haushaltskalender 2025 erschienen.
Bärbel M., 67 Jahre, Rentnerin
Ich bin mit 65,5 Jahren in Rente gegangen. Als Gymnasiallehrerin wollte ich das Schuljahr noch beenden, obwohl ich schon einige Monate früher hätte gehen können. Aber mir hat mein Beruf Spaß gemacht. Wesentlich früher aufzuhören, war keine Option, die Abzüge wollte ich nicht hinnehmen. Bis fast zum Schluss habe ich auf einer vollen Stelle gearbeitet. Vor 10 Jahren hätte ich auch nicht gedacht, dass ich das durchhalten könnte. Aber ich habe es nicht bereut.
Ich habe in der DDR mein Pädagogikstudium absolviert und dann in den 90er-Jahren noch einmal die Fächerkombination gewechselt: Die Qualifikationen für die Fächer Englisch und Ethik/Philosophie habe ich an der Uni zusätzlich erworben. Das war meine Absicherung, um auch in den nächsten Jahren keine Angst vor Arbeitslosigkeit haben zu müssen. Erst mit Mitte Vierzig fing ich an, zusätzlich für die Rente vorzusorgen. Wir haben uns als Familie eine Mini-Doppelhaushälfte gekauft und ich habe in Riester und globale Aktienfonds eingezahlt. Mein Mann hat eine etwas andere Strategie verfolgt: Er hat für 3 Jahre Rentenpunkte gekauft. Das war sehr teuer, aber es hat sich wirklich gelohnt. Denn wenn die Rente steigt, zahlen sich die drei zusätzlichen Punkte noch mehr aus. Das Haus ist abbezahlt, deshalb geht es uns jetzt ganz gut.
Als ich meine Verabschiedungsurkunde bekam, lag eine Broschüre bei, welche Möglichkeiten es gibt, weiterzuarbeiten. Es herrscht ja Lehrermangel. Ich habe mich dann entschieden, Quereinsteigern zu helfen und sie regelmäßig zu betreuen. Ich mache das gerne, aber es springt natürlich auch etwas Geld dabei heraus, welches ich gut gebrauchen kann. Mein Mann arbeitet einmal pro Woche auf Minijobbasis in seinem alten Betrieb mit – auch, weil er Spaß dran hat. Ein Nebenjob als Rentner ist was fürs Gehirn, für die Kontakte und fürs Portemonnaie.
Komischerweise hat man nie Zeit. Im Beruf ist die Alltagsstruktur einfach so vorgegeben. Seit ich Rentnerin bin, kann ich viel spontaner sein – das genieße ich sehr, aber das Zeitmanagement ist viel schwieriger. Es ist auch ein krasser Einschnitt, wenn die erste Rentenzahlung kommt, man muss sich schon etwas einschränken. Auch die Riester-Rente fällt schmaler aus, als ich dachte. Aber ich habe ja mehrere Standbeine neben der Rente: mietfrei wohnen im eigenen Haus, meine Fonds, etwas Riester-Rente und der Nebenjob.
Freizeit ist teuer. Man muss sich genau überlegen, wie viel zeitiger man in Rente gehen möchte, denn das Geld muss man vorher erarbeitet haben. Ich möchte mein Leben als Rentnerin auch etwas genießen können – die Würde des Menschen geht schließlich bis ins hohe Alter. Meiner Tochter habe ich auch geraten, sich um ihre Altersvorsorge zu kümmern, denn das Geld braucht man nicht nur als junger Mensch. Wir reisen gern, gehen zu Konzerten und unternehmen Ausflüge. Das kostet alles Geld, auch wenn man etwas dadurch spart, dass man nicht mehr zur Hauptsaison oder am Wochenende buchen muss. Aber man muss sein künftiges Schicksal schon selbst in die Hand nehmen.
Wir haben unsere Kontenklärung schon lange vor Renteneintritt gemacht. Eine Freundin hat mir dann geraten, den Rentenantrag telefonisch zu stellen. Ich habe beim ersten Anruf einen Telefontermin für einige Tage später genannt bekommen und die Unterlagen, die ich bereithalten sollte. Eine Dame von der Rentenversicherung ist dann 1 Stunde lang mit mir den Antrag durchgegangen und hat ihn am Ende eingereicht. Das war wunderbar, ich wäre überfordert gewesen, 20 oder 30 Seiten Antrag allein auszufüllen. Und bestimmt hätte ich Fehler gemacht.
Bloß nicht hinsetzen, die Hände in den Schoß legen und den Fernseher einschalten. Geistig und körperlich fit bleiben und die Zeit genießen, solange es geht. Ein rollender Stein setzt kein Moos an, hat meine Oma immer gesagt. Das finde ich ein gutes Motto.